Backbend to the future

Die „Zurück in die Zukunft“-Filmreihe war für mich als Kind immer ein Highlight und ist es heute noch. Das hat 2 ganz simple Gründe. Erstens habe ich Doc Brown, den verwirrten Wissenschaftler, dafür geliebt, die hervorragende Idee gehabt zu haben mit einem Auto durch die Zeit zu reisen. Zeitreisen an sich sind schon eine gute Idee, aber das auch noch mit Stil zu machen, setzt dem Ganzen die Krone auf. Zweitens wird in den Filmen die Freude an der Gegenwart, am Hier und Jetzt, dermaßen zelebriert, dass man es fast schon yogisch nennen könnte. Marty McFly’s Abenteuer in Vergangenheit und Zukunft sind so nervenaufreibend und stressig, dass er am Ende des Films immer heilfroh ist, einfach wieder in der richtigen Zeit zu sein (auch wenn diese sich durch Eingriffe in die Vergangenheit manchmal ein bißchen verändert hat). Besonders als Kind, aber leider auch später noch, wird man sehr oft mit den Ansichten anderer Menschen bezüglich Zukunft und Vergangenheit konfrontiert. Es gibt die „Früher war alles besser“-Partei und die „Hoffentlich passiert nicht dies und jenes“-Opposition. Ganz selten trifft man Menschen, die mit ihrer Vergangenheit im Reinen sind und sich ihrer Zukunft ganz vertrauensvoll zuwenden und die, trotz der Aussicht auf beides, in der Gegenwart und glücklich damit sein können.




Mit dem Bewußtsein in genau diesem Moment sein zu können, ohne im Kopf vor- oder zurückzuspulen, ist ein zentraler Inhalt der Yogaphilosophie und soll laut dieser dazu führen, dass man sein wahres Ich erkennt. Wir alle haben bestimmte Bilder und Meinungen von uns selbst im Kopf:“Ich war schon immer so.“, „Ich bin so, weil xy passiert ist.“, „Wenn ich erstmal so und so bin, kann ich zufrieden sein.“. Entweder hat die Vergangenheit etwas mit uns gemacht, was es entschuldigt, dass wir wütend, traurig oder gestresst sind. Oder aber in unserem Kopf schwirrt ein Bild herum auf dem wir supergutaussehend, superreich und superglücklich zu sein scheinen und wir bilden uns ein, dass mit dem Erreichen dieses Zustandes die wohlverdiente Zufriedenheit eintritt. Dieses Streben nach mehr wird den meisten von uns, ganz ohne böse Absicht, anerzogen. Schon relativ jung werden Kinder auf die Zukunft gepolt, darauf, was sie mal werden wollen und schon ganz früh soll sich dann der Lebensweg zielgerichtet dahin entwickeln. Hat man dann das Eine erreicht, merkt man, dass es einen doch nicht zufriedener macht und sucht sich das nächste Ziel. So geht das immer weiter bis der ursprünglich gerade Weg sich in sich selbst verwirbelt und zum Hamsterrad wird.

Das yogische Tool um zuversichtlich, offen und entspannt in unsere Zukunft zu schauen, sind die Rückbeugen (backbends, siehe Titel:)). Dabei wird die Körperrückseite verkürzt, um die Körpervorderseite zu verlängern und zu dehnen. Es gibt sie in allen möglichen Positionen und Variationen und je nach Intensität können Rückbeugen für verschiedene Menschen sehr unbehaglich sein. Man kann manchmal ein Gefühl des Kontrollverlustes empfinden, weil man seine Vorderseite, auf der so viele wichtige Organe liegen, öffnet und sich für einen Moment sehr verletzlich macht. Es öffnet sich ganz wörtlich das Herz für das, was vor einem liegt. Gehört man zu den Menschen, die sonst gern selbst die Zügel in der Hand halten und alles und jeden kontrollieren wollen (so wie ich manchmal. Gottseidank deutlich seltener als früher, aber ab und an kommt es noch durch.), dann kann es sogar ziemlich beängstigend sein, diese Kontrolle für einen Moment abzugeben. Umso mehr lohnt es sich für mich persönlich, diesen Asanas mehr Zeit zu widmen.

Auf anatomischer Ebene sollte man darauf achten beim Ausführen von Rückbeugen nichts zu forcieren. Presst man sich zu sehr in diese Positionen rein, kann der untere Rücken ziemlich in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Beugung in den meisten Rückbeugen sollte mehr aus der Brustwirbelsäule als aus der Lendenwirbelsäule kommen, weshalb ich es ganz hilfreich finde erst mithilfe der Bauchmuskulatur den unteren Rücken zu stabilisieren und sich dann vorsichtig aus dem oberen Rücken nach hinten zu beugen. Sich zuversichtlich der Zukunft zu öffnen, heißt natürlich auch, dem eigenen Körper zu vertrauen, dass er das schon irgendwann hinkriegt und ihn nicht in diese Positionen zu zwingen. Wir müssen uns also nicht wie Marty und Doc abrackern, um zurück in die Zukunft zu kommen, sondern können ihr einfach entspannt entgegen blicken und sie mit offenen Armen willkommen heißen.

2 Gedanken zu “Backbend to the future”

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